Die ehemalige DDR war von einer industriellen Wirtschaft geprägt. Die größten Unternehmen in Ostdeutschland kamen vorrangig aus der Braunkohle- und Chemiebranche. Nach der Wende wollten sich Bund und Länder aber von diesen Altlasten und der damit verbundenen Umweltverschmutzung trennen. Eine beispiellose Deindustrialisierung nahm ihren Lauf.
Von den 39 ostdeutschen Braunkohletagebauen blieben nach der Privatisierung der Treuhandanstalt lediglich acht Tagebaue übrig. In den neuen Bundesländern sollte der fehlende Wirtschaftszweig durch Privatunternehmen und Konzerne ausgeglichen werden. In einer Liste der umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands sind über 30 Jahre nach dem Mauerfall aber nur wenige Unternehmen aus den neuen Bundesländern vertreten.
Die 10 größten Unternehmen in Ostdeutschland sind gegenüber denen aus dem Westen klar im Hintertreffen.
1. VNG (Sachsen): 11,8 Milliarden Euro Umsatz
Die VNG AG sitzt in Leipzig und ist ein europaweit tätiger Gashandelskonzern. Das Unternehmen bewegt sich auf den Geschäftsfeldern Gashandel und Vertrieb, Gasspeicherung und Gastransport. Neben einem zukunftsorientierten Fokus auf Biogas richtet die VNG ihren Blick zunehmend auf neue Geschäftsfelder, wie weitere Grüne Gase (Wasserstoff) und digitale Infrastruktur. Zusammen mit ihren Tochterunternehmen versorgt die VNG AG Industriefirmen aus Deutschland, Italien, Österreich, Polen und Tschechien mit Gas. Die Aktiengesellschaft gehört allerdings mehrheitlich der EnBW und beschäftigt rund 1.300 Mitarbeiter.
2. Total Raffinerie Mitteldeutschland (Sachsen-Anhalt): 4,25 Milliarden Euro Umsatz
Die Total Raffinerie Mitteldeutschland gehört zum französischen Mineralölunternehmen Total SE. Die Raffinerie befindet sich in Leuna und wurde 1997 nach einer nur dreijährigen Bauzeit in Betrieb genommen. Das Unternehmen produziert jährlich mehrere Millionen Tonnen Diesel, Benzin und Heizöl und besitzt eine Rohölverarbeitungskapazität von 12 Millionen Tonnen pro Jahr. Rund 1.300 Tankstellen im Einzugsbereich des Unternehmens werden mit Benzin und Diesel der Raffinerie in Leuna versorgt.
3. LVV Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (Sachsen): 2,8 Milliarden Euro Umsatz
Die LVV Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft sitzt in Leipzig und wurde 1997 als Managementholding gegründet. Das Unternehmen nimmt die Steuerungs- und Leitungsfunktionen der Leipziger Gruppe wahr. Die Geschäftsfelder umfassen die Sparten Mobilität, Trinkwasser/Abwasser und Energie. Die Tochterunternehmen Wasserwerke Leipzig, Leipziger Verkehrsbetriebe und Stadtwerke Leipzig agieren dabei eigenverantwortlich und selbstständig. Einziger Gesellschafter des Unternehmens ist die Stadt Leipzig. Die LVV vertritt allein ihre Interessen.
4. Mitteldeutsche Netzgesellschaft Strom (Sachsen-Anhalt): 2,75 Milliarden Euro Umsatz
Die Mitteldeutsche Netzgesellschaft Strom mbH ist ein Netzbetreiber aus Sachsen-Anhalt, der allgemein unter dem Namen MITNETZ STROM bekannt ist. Der Hauptsitz des Unternehmens ist in Halle (Saale). Die Gesellschaft ist der größte Verteilnetzbetreiber in Ostdeutschland und sichert die Stromversorgung für über 2,2 Millionen Menschen in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. MITNETZ STROM hat mit der envia Mitteldeutsche Energie AG nur einen einzigen Gesellschafter und beschäftigt über 1.500 Mitarbeiter.
5. E.DIS AG (Brandenburg): 2,7 Milliarden Euro Umsatz
Die E.DIS AG ist einer der größten regionalen Energiedienstleister Deutschlands und somit auch eines der größten Unternehmen in Ostdeutschland. Die AG sitzt in Fürstenwald/Spree in Brandenburg und beschäftigt etwa 2.500 Mitarbeiter an über 40 Standorten. Das Netzgebiet erstreckt sich von der Ostsee bis zum Spreewald und geht weit über das klassische Thema der Energieversorgung hinaus. Neben den typischen Geschäftsfeldern der Stromversorgung umfassen die Leistungen der E.DIS AG auch Themen wie die Wärmeversorgung und Telekommunikation.
6. Technische Werke Dresden (Sachsen): 2,6 Milliarden Euro Umsatz
Die Technischen Werke Dresden (TWD) sind die 100-prozentige Holding-Gesellschaft der sächsischen Landeshauptstadt Dresden. Sie erfüllen als Managementholding Aufgaben für die Landeshauptstadt, indem sie innerhalb des TWD-Konzerns zur Verbesserung des Dienstleistungsangebotes, der Effizienzsteigerung und der Kosteneinsparung beitragen. Außerdem fungieren sie als Beratungsunternehmen für städtische Vertreter in Konzernorganen. Der TWD-Konzern ist durch seine Investitionstätigkeit ein wesentlicher Auftraggeber der Region und fester Bestandteil der Dresdner Wirtschaft.
7. Nordex (Mecklenburg-Vorpommern): 2,5 Milliarden Euro Umsatz
Nordex ist das größte Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern und dessen einziger Vertreter in der Liste der größten Unternehmen in Ostdeutschland. Nordex SE entwickelt seit 1985 Windanlagen und stellt diese her. Seit 1999 produziert das Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern und beschäftigt am Stammsitz in Rostock rund 1.000 Mitarbeiter. Der Standort Rostock ist das größte Werk der Nordex Gruppe in Deutschland. Als Managementholding übernimmt sie die konzernübergreifende Koordination und Steuerung der Tochtergesellschaften Nordex Energy GmbH und Nordex Energy B.V.
8. PCK-Raffinerie (Brandenburg): 2,1 Milliarden Euro Umsatz
Die PCK-Raffinerie ist ein Erdölverarbeitungswerk und sitzt in Schwedt/Oder in der Uckermark. Das brandenburgische Unternehmen versorgt zu 95 Prozent den Bereich um Brandenburg und Berlin mit den Kraftstoffen Diesel, Benzin, Heizöl und Flugturbinenkraftstoff. Die PCK-Raffinerie hält einen Marktanteil von 10 Prozent an der gesamtdeutschen Kraftstoffproduktion. Für die Raffinerie arbeiten rund 1.200 Mitarbeiter.
9. Lausitz Energie Kraftwerke (Brandenburg): 2,1 Milliarden Euro Umsatz
Das Unternehmen Lausitz Energie Kraftwerke ist eine von zwei Marken der LEAG. Die Unternehmen mit Sitz in Cottbus bilden gemeinsam den größten Energieerzeuger in den neuen Bundesländern und den zweitgrößten in ganz Deutschland. Die LEAG ist in den Geschäftsfeldern Kraftwerke und Braunkohlebergbau aktiv. In der Zukunft will die LEAG den Braunkohleausstieg schaffen und sich zu einem vielseitigen Unternehmen für Infrastruktur, Energie und Service entwickeln.
10. Krieger Gruppe (Brandenburg): 2 Milliarden Euro Umsatz
Die Krieger-Gruppe ist ein Familienunternehmen, das von Kurt Krieger geführt wird und auf über 110 Jahre Geschichte zurückblickt. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich im brandenburgischen Schönefeld, wo 1.500 Mitarbeiter beschäftigt sind. Die Unternehmensgruppe unterhält große Möbel- und Einrichtungshäuser und ist zusätzlich auf den Geschäftsfeldern Logistik, Marketing, Digitalisierung und Projektentwicklung aktiv. In der Krieger-Gruppe sind insgesamt 1.200 Mitarbeiter an 80 Standorten beschäftigt.
Von den größten Unternehmen in Ostdeutschland gehören viele zu Konzernen aus Westdeutschland oder Europa. Die meisten der Unternehmen haben nur einen kommunalen Versorgungsauftrag und sind lediglich regional tätig. Mecklenburg-Vorpommern taucht in der Liste der größten Unternehmen nur einmal auf, Thüringen fehlt als Hauptsitz eines Großunternehmens sogar komplett.
Von den ehemaligen großen und bekannten Namen aus Zeiten der DDR sind nach der Deindustrialisierung kaum noch Unternehmen vorhanden. Die Umwelt und die Natur in den neuen Bundesländern haben sich 30 Jahre nach der Wende sichtlich erholt, die Wirtschaft bleibt bislang allerdings noch auf der Strecke und muss sich weiterhin hinter den großen Konzernen aus dem Westen verstecken. Im Ranking der größten Arbeitgeber Deutschlands ist jedenfalls kein einziges ostdeutsches Unternehmen zu finden.
Quellen:
- https://www.manager-magazin.de/unternehmen/industrie/brandenburg-und-sachsen-das-sind-die-groessten-unternehmen-a-1283922.html
- https://www.mdr.de/zeitreise/schwerpunkte/eure-geschichte/nachwendegeschichte/mitteldeutsche-Industrie-bluehende-Landschaften-neuseenland-schulprojekt-eure-geschichte-100.html