Für viele Menschen mit starkem Haarausfall ist die Haartransplantation die einzige Hoffnung auf volleres Haar und mehr Lebensqualität. Was ist jedoch, wenn das Spenderhaar auf dem Kopf nicht ausreicht? Haare klonen wäre eine echte Revolution in der Haartransplantation. Noch ist es nicht möglich, neue Haare im Labor zu züchten, doch Forschungen laufen bereits.
Erste Ansätze zum Haare klonen
Die Forschung bietet Grund zur Hoffnung, da Forscher am US-amerikanischen Columbia University Medical Center (CUMC) bereits ihre ersten Erfolge verzeichnet haben. Sie verpflanzten Zellen in kahle menschliche Haut, aus denen tatsächlich neue Haarfollikel wuchsen. Das ist bislang einmalig. Versuche, die an Nagetieren durchgeführt wurden, verliefen erfolgreich. Bislang scheiterten die Versuche, aus transplantierten Zellen auf menschlicher Haut neue Haare zu züchten, daran, dass aus den transplantierten Zellen wieder normale Hautzellen wurden.
Dreidimensionale Zellkulturen als Zukunft der Haarverpflanzung?
Dreidimensionale Zellkulturen könnten ein Ansatz zum Klonen von Haaren sein. In einer Studie mit sieben Männern, die unter erblich bedingtem Haarausfall litten, wurden den Männern Haare entnommen und daraus dreidimensionale Zellkulturen angelegt. Die Zellen behielten ihre natürliche Fähigkeit zur Haarbildung. Aus dem Material von fünf der Teilnehmer bildeten sich nach 1,5 Monaten neue Haarfollikel. In einem Test wurde nachgewiesen, dass es sich um menschliche Zellen handelte. Die Zellen konnten ihren jeweiligen Spendern zugeordnet werden. Dieses Verfahren ist noch nicht medizinisch anerkannt. Weitere Studien sind erforderlich, bis dieses Verfahren irgendwann zugelassen wird, um Menschen mit Haarausfall zu helfen.
Nur eine Haarwurzel zum Klonen von Haaren
Zum Klonen von Haaren würde es zumindest theoretisch ausreichen, nur eine einzige Haarwurzel zu entnehmen und daraus im Labor neue Haare zu züchten. Aus dieser Haarwurzel könnten zahlreiche neue Haarwurzeln gezüchtet werden, die in die Kopfhaut transplantiert werden. Die Quelle der Haarwurzeln wäre, entsprechend behandelt, lebenslang verfügbar. So könnten den Patienten, wenn der Haarausfall weiter fortschreitet, weiterhin neu gezüchtete Haarwurzeln implantiert werden. Das Implantieren der gezüchteten Haarwurzeln könnte nach einer modernen Methode der Haartransplantation erfolgen.
Im Empfängerbereich der Haare müssten kleine Kanäle gestochen werden, um die geklonten Haarwurzeln aufzunehmen. Das wäre theoretisch sogar dann möglich, wenn gar keine Haare mehr auf dem Kopf vorhanden sind. Spenderhaare könnten dann von Armen oder Beinen des Patienten entnommen werden. Bis die ersten Erfolge verzeichnet werden und diese Methode zugelassen wird, können noch mehrere Jahrzehnte vergehen. Auch wenn diese Methode funktioniert, muss sie sich erst in Langzeitstudien bewähren.
Haare klonen aus Fibroblasten
Das Klonen von Haaren könnte zukünftig aus Fibroblasten erfolgen. Wissenschaftler arbeiten gegenwärtig an dieser Methode. Dem Patienten müssten Haarfollikel aus der Kopfhaut entnommen werden. Aus diesen Haarfollikeln müssten Fibroblasten (Bindegewebszellen) isoliert werden, die sich im hinteren Abschnitt des Haarfollikels befinden. Der Ansatz besteht darin, dass sich diese Fibroblasten leichter als andere Haarfollikelzellen vermehren lassen. Aus den Fibroblasten müsste im Labor eine In-vitro-Kultur angelegt werden, um diese Zellen zu vermehren. Unter Laborumständen konnten bereits die ersten Erfolge verzeichnet werden.
Neue Haare direkt auf dem Kopf züchten
Überlegungen gehen dahin, Spenderhaare direkt auf dem Kopf des Patienten zu züchten. Die Methoden der Haartransplantation werden immer weiter verfeinert. Dazu gehört auch die Entnahme der Haarfollikel, die für den Patienten immer schonender wird. Mit einer Hohlnadel, die besonders fein ist und ein präzises Arbeiten ermöglicht, könnte nur ein Teil des Haarfollikels aus dem Spenderbereich entnommen und transplantiert werden. Der Rest des Haarfollikels würde in der Kopfhaut verbleiben. Daraus könnten sich neue Haarfollikel entwickeln, die für eine Transplantation entnommen werden könnten. Ob das jedoch gelingt und welche Qualität die nachwachsenden Haarfollikel haben, ist fraglich.
Haare klonen – gegenwärtig noch viele Bedenken
Für das Klonen von Haaren liegen einige Ansätze vor, doch bestehen noch viele Bedenken bezüglich der Risiken für den Patienten und der Qualität der Haare. An erster Stelle steht das Risiko, denn es handelt sich um Zellkulturen. Wie sich diese Zellkulturen auf dem Kopf des Patienten entwickeln, kann nicht vorhergesagt werden. Bedenken bestehen darin, dass sich aus diesen gezüchteten Zellen Krebszellen entwickeln könnten. Dieses Risiko müsste auf ein Minimum reduziert werden, um das Klonen von Haaren zuzulassen. Bedenken gegen das Klonen von Haaren bestehen auch bezüglich
- Anwuchsrate der geklonten Haare
- Wuchsrichtung und Austrittswinkel der geklonten Haare
- Überlebensrate und Wachstumszyklus der geklonten Haare
- Farbe und Struktur der neu gezüchteten Haare.
Das mögliche Ergebnis stellt die Forscher vor eine große Herausforderung. Würden sich die geklonten Haare in ihrer Farbe, Struktur und Wuchsrichtung von den vorhandenen Haaren unterscheiden, wäre das Ergebnis kosmetisch nicht zufriedenstellend, da die transplantierten Haare unnatürlich wirken würden. Bei einer Eigenhaarverpflanzung werden dem Patienten die Haare aus dem Spenderbereich entnommen.
Der Arzt kann dabei den Austrittswinkel und die Wuchsrichtung erkennen. Er setzt die entnommenen Haare im entsprechenden Austrittswinkel und in Wuchsrichtung in den Transplantationsbereich ein. Wie die Wuchsrichtung der geklonten Haare aussieht, darüber kann nur spekuliert werden. Schließlich werfen die Kosten für das Haare Klonen weitere Fragen auf.
Wird das Klonen irgendwann zugelassen, wäre die Methode zu Anfang noch ziemlich teuer für den Patienten. Erst dann, wenn sich diese Methode bewähren kann, würden die Kosten im Laufe der Zeit sinken. Menschen, für die eine Haartransplantation aus verschiedenen Gründen heute nicht möglich ist, könnten künftig vom Klonen von Haaren profitieren. Das wäre vor allem bei einem stark fortgeschrittenen Haarverlust oder bei großflächigen Narben auf der Kopfhaut denkbar.
Fazit: Klonen von Haaren ist noch ein weiter Weg
Auch wenn im Labor schon erste Erfolge beim Haare Klonen erzielt wurden, ist es noch ein weiter Weg, bis diese Methode medizinisch zugelassen wird. Langzeitstudien bezüglich der Risiken und der Qualität wären erforderlich. Verschiedene Ansätze bestehen bereits. Bis es tatsächlich möglich ist, geklonte Haare zu transplantieren, vergehen noch mehrere Jahrzehnte.