Wenn Sie mit zunehmendem Alter an Schlafproblemen leiden, stehen Sie damit nicht alleine da. Rund die Hälfte aller Menschen über 60 Jahren sind davon betroffen. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlicher Natur und reichen von zu wenig körperlicher Ertüchtigung bis hin zur zunehmenden Sensibilität auf äußere Einflüsse.
Es ist sehr unangenehm, die ganze Nacht kein Auge zuzumachen. Denn durch Schlafprobleme wird auch die Lebensqualität bei Tag massiv eingeschränkt. Viele schaffen es nur mit einem Mittagsschlaf durch den Tag zu kommen: Doch damit beginnt ein Teufelskreis: Wer tagsüber eine oder mehrere Stunden schläft, ist abends weniger müde.
Ursachen für Schlafprobleme im Alter
Gleich mehrere Faktoren tragen dazu bei, dass viele Senioren nicht zur Ruhe kommen. Wer sein ganzes Leben gearbeitet hat, war gewohnt einer Tätigkeit nachzugehen, die geistig mehr oder weniger fordert. Man war oft den ganzen Tag unter Leuten und hatte Gelegenheit sich auszutauschen. Gerade alleinstehenden Senioren fehlt diese Möglichkeit in der Pension. Sie haben nur wenig Gelegenheit, ihre Sorgen zu äußern und möchten oft auch Angehörige nicht damit belasten.
Während des Berufslebens war das ganz anders: Während der Kaffee- oder Mittagspause traf man sich mit Kollegen und führte intensive Gespräche. Kein Wunder also, dass manche Senioren in den Nachtstunden grübeln und keinen Weg aus der Gedankenspirale finden.
Ein weiterer Grund, warum es im Alter zu Schlafproblemen kommt ist die Verkürzung der Tiefschlafphasen.
Hier eine kurze Zusammenfassung:
- Ein Schlafzyklus dauert in der Regel 90 Minuten
- Zunächst erfolgt im Vorstadium die Entspannung mit geschlossenen Augen
- Dann geht die Phase in einen leichten Schlaf über, in der sich die Muskelspannung reduziert. Langsam werden äußere Reize nicht mehr wahrgenommen.
- Im zweiten Stadium kommt es zur völligen Entspannung
- In den Stadien 3 und 4 gleiten Sie langsam in den Tiefschlaf. Wer während dieser Zeit geweckt ist, kann sich oft schlecht orientieren. Außerdem kommt es während dieser Zeit zum Schlafwandeln, manche Menschen sprechen sogar im Schlaf
- Die REM Phase (rapid eye movement) prägen schnelle Bewegungen des Augapfels hinter dem Lid
Bei gesunden Erwachsenen wiederholen sich die Zyklen 5 bis 7 Mal, bei Senioren verringern sich die Tiefschlafphasen. Das führt unter anderem dazu, dass sie zum Beispiel von Straßengeräuschen leichter geweckt werden.
Mit natürlichen Mitteln gegen Schlafprobleme vorgehen
Schon seit vielen Jahrhunderten ist Baldrian das erste Mittel der Wahl aus der Natur, das bei Schlafproblemen zum Einsatz kommt. Inhaltsstoffe wie Bornylacetat, Calearanon oder Valerensäure docken an GABA-Rezeptoren an. Dieser Neurotransmitter wirkt beruhigend und lässt das Nervensystem zur Ruhe kommen.
Wer einen Baldrian Tee aus der frischen Wurzel zubereitet möchte, übergießt rund 2 bis 5 Gramm davon mit 150 Milliliter Wasser und lässt die Mischung für 10 bis 15 Minuten zugedeckt ziehen. Bewährt hat sich die Einnahme dreimal pro Tag sowie vor dem Schlafengehen.
Wer sich die Zubereitung ersparen möchte, greift zu fertigen Arzneimischungen aus der Apotheke. Sie sind als Tabletten, Dragees oder Tropfen erhältlich. In vielen davon ist Hopfen zugesetzt, der die positive Wirkung von Baldrian verbessert. Auch Hopfenzapfen verbessern die Schlafqualität: in ein weiches Kissen eingenäht können sie neben dem Kopfpolster platziert werden.
Auch Baumwolltücher mit eingenähten Lavendelblüten haben sich bewährt. Auch die Passionsblume hat sich mit ihrer beruhigenden Wirkung einen Namen gemacht. Sie kommt oft in Kombination mit Hopfen und Baldrian zum Einsatz. Aus der Klosterheilkunde ist Melisse bekannt. Sowohl die Blätter als auch das Öl der Pflanze wirken beruhigend.
Weitere Tipps gegen Schlafprobleme
Schwere Medikamente gegen Schlafprobleme sollten nur der letzte Ausweg sein. Immerhin können sie zur Abhängigkeit führen: Wer nur mehr mit Pillen einschlafen kann, gewöhnt sich daran. Bevor man dazu greift, lohnt es sich bewährte Naturmethoden auszuprobieren. Dazu zählen zum Beispiel warme Bäder direkt vor dem Zubettgehen.
Es gibt in der Apotheke und in Drogerien zahlreiche Fertigmischungen, die entspannend wirken. Wer den Zusatz selbst herstellen möchte, zaubert ein pflegendes Bad selbst: Dazu benötigen Sie zwei Eigelb, zwei Löffel Honig, einige Tropfen Lavendelöl und drei bis vier Esslöffel Salz. Verweilen Sie 20 Minuten im circa 38 Grad warmen Wasser und die Hektik wird von Ihnen abfallen. Außerdem wird dabei die Haut gepflegt.
Positiv auf die Nachtruhe wirken sich auch Rituale aus. Lassen Sie am besten jeden Tag auf die gleiche Weise ausklingen. Manche schwören dabei auf die altbewährte heiße Milch mit Honig, andere lesen im Bett ein Buch. Vermeiden sollten Sie jede Art der Aufregung in den Abendstunden. Bei schönem Wetter kann auch ein ausgedehnter Spaziergang am späten Nachmittag oder Abend den Schlaf verbessern.
Anstrengender Sport hingegen führt dazu, dass man zum Einschlafen meist länger benötigt. Nachteilig wirkt sich entgegen der Meinung vieler später Alkoholkonsum aus. Auch sich abends zum Computer zu setzen oder sich mit dem Smartphone zu beschäftigen lässt man besser bleiben, wenn man an Schlafprobleme leidet.
Darüber hinaus lohnt es sich, die Schlafumgebung unter die Lupe zu nehmen. Vielleicht ist es die Matratze, die sich negativ auf die Schlafqualität auswirkt. In vielen Schlafzimmern ist es darüber hinaus eindeutig zu warm. Experten empfehlen eine Temperatur zwischen 16 und 18 Grad. Das mag zwar etwas kühl sein, ist jedoch unter der Decke durchaus gut auszuhalten. Auch schlechte Luft kann den Schlaf rauben: Gewöhnen Sie sich daher an, vor dem Zubettgehen gründlich zu lüften.
Wenn die Schlafprobleme andauern und Sie massiv belasten ist es an der Zeit einen Arzt aufzusuchen. Von Schlafstörungen spricht man, wenn man seit mindestens einem Monat drei Nächte pro Woche darunter leidet. Beim Gespräch mit dem Mediziner lohnt es sich auch, einen Blick auf die Nebenwirkungen der Medikamente zu werfen, die Sie täglich einnehmen. Vielleicht verursacht eines davon Ihre Schlafprobleme.