„Reiten ist doch gar kein Sport, macht ja eh das Pferd die ganze Arbeit“ Derartige Kommentare können sich ambitionierte Reiter immer wieder anhören. Doch auch wenn es viele, die noch nie auf einem Pferd gesessen sind, vielleicht nicht nachvollziehen können, aber genau das Gegenteil ist der Fall.
Reiten ist ein Sport, der den ganzen Körper, sowie auch den Geist trainiert. Besonders am Reiten ist zum Beispiel, dass man den Sport von ganz jung angefangen bis auch ins hohe Alter ausüben kann.
Immer wieder sieht man Reiter Mitte 60 noch an großen internationalen Turnieren starten. Im Reitsport treten immer wieder bis hin zu drei Generationen gegeneinander an. Dabei hat man als junger Reiter nicht wie bei den meisten anderen Sportarten einen Vorteil gegenüber den älteren Teilnehmern. Genau gegensätzlich ist es nämlich. Ältere Reiter haben wesentlich mehr Erfahrung, und räumen auch mit über 60 noch immer die großen Preise ab.
Reiten – warum ist es doch ein Sport?
Ein Pferderücken schwingt bei jeder Bewegung leicht mit. Dies tut er selbst im Schritt, in der langsamsten Gangart des Pferdes bis zu 100mal in der Minute. Diese Schwingungen werden an den Reiter abgegeben. Genauer gesagt nimmt das Becken des Reiters die Bewegung auf, durch die Wirbelsäule wird sie dann in alle Gliedmaßen übertragen. Sprich beim reiten ist der ganze Körper in Bewegung.
Das Anspruchsvolle und Schwierige am Reiten ist definitiv die Koordination. Wer schon einmal eine professionelle Reitstunde hatte, kann sich vielleicht noch an den einen oder anderen Ausruf des Reitlehrers oder der Reitlehrerin erinnern.
Man soll gerade sitzen, die Schultern zurückgeben, das Kinn heben, die Ellbogen am Körper lassen, die Fäuste aufrecht stehen lassen, die Waden ans Pferd geben aber gleichzeitig die Knie offen halten und zu guter Letzt noch die Fersen nach unten drücken aber die Fußspitze dabei nicht nach außen drehen.
Aja, und dabei soll das ganze noch locker und spielerisch geschehen. Nach spätestens einer Reitstunde sehen die meisten ein, dass reiten eben kein herumtragen ist, sondern harte Arbeit – und das auch schon im Schritt und an der Longe. Nimmt man dann auch den Trab und den Galopp dazu, und muss man sein Pferd selbstständig durch die Bahn lenken, wird das Ganze noch etwas komplizierter.
Das A und O beim reiten ist die Körperspannung. Denn gekonnte Reiter geben ihren Pferden vor allem durch ihren Sitz Anweisungen. Anspannen und fest in den Sattel setzen bedeutet „langsam“, ein schnelleres Mitschwingen mit seinem Becken „schneller“. Wer korrekt am Pferd sitzt, trainiert seine Muskeln enorm.
Viele Reuter haben ohne den zusätzlichen Weg ins Fitnessstudio eine trainierte Bauch- und Rückenpartie, sowie muskulöse arme und Beine. Wer nur selten reitet, wird nach jeder Stunde vermutlich einen ziemlichen Muskelkater haben. Mit der schlechten Körperhaltung, wie die meisten Menschen heutzutage herumlaufen, sind wir das Halten der Körperspannung für so lange Zeit gar nicht mehr gewohnt.
Doch nicht nur körperlich fordert das Reiten viel von einem Reiter. Wer fleißig trainieren mit seinem Pferd trainieren möchte, muss gedanklich ganz bei seinem Pferd sein und sich konzentrieren. Schließlich reagiert ein gut ausgebildetes Pferd auf jede kleine Bewegung des Reiters, und wenn man so gut wie möglich reiten möchte, erfordert es viel Denkarbeit, immer im richtigen Zeitpunkt die richtige Dosierung einer Hilfe zu geben.
Gerade diese Denkanstrengung ist für viele eines der größten Boni am Reiten. Für Gedanken über den Stress im Büro, den überfüllten Terminkalender oder Streit zuhause bleibt keine Zeit.
Was trainiert man beim Reiten?
Reiten erfordert vor allem Balance, Stabilität, Koordination und Konzentration. Wer schon seit Jahren reitet, hat vermutlich eine hohe Körperspannung und Körpergefühl. Dies und auch das jahrelange Training der Muskel und Gelenke durch das Reiten macht es möglich, dass Reiter auch im hohen Alter noch fit sind. Nicht selten sitzen Langzeitreiter auch noch mit 75 oder älter freizeitmäßig am Pferd. Allein die Tätigkeit einen Pferderücken zu erklimmen scheint im Gegensatz dazu, für Nichtreiter in dem Alter, unmöglich.
Die Gleichmäßige Belastung vieler Muskeln verursacht so, dass diese bis ins hohe Alter stabil und belastbar bleiben. Nicht umsonst wird Krankengymnastik auf Pferden von vielen Therapeuten empfohlen, um die Muskulatur zu lockern und aufzubauen.
Rein körperlich gesehen trainiert man beim Reiten:
- Rückenmuskulatur
- Bachmuskulatur
- Ober-Unterschenkel
- Arme
- Schultern
- Stabilität der Wirbelsäule