Was in Österreich das Schnapsen ist, ist in Deutschland Sechsundsechzig. Nämlich ein beliebtes Kartenspiel, das schon seit vielen Jahren Menschen die Zeit vertreibt. Sechsundsechzig spielen Sie je nach Lust und Laune zu Hause, im Gasthaus oder bei einem Ausflug ins Grüne. Das kleine Päckchen Karten findet in jeder Tasche Platz.
Das einzige, was Sie sonst noch für einen Partie Sechsundsechzig brauchen, ist ein Spielpartner.
Woher kommt Sechsundsechzig?
Um die Entstehung von Sechsundsechzig ranken sich einige Geschichten. Eine davon besagt, dass das Kartenspiel in einer Gaststätte in Paderborn in Deutschland erfunden wurde. Die Kneipe befand sich an der Adresse Eckkamp Nummer 66. Schon im Jahr 1652 vertrieb man sich hier mit Sechsundsechzig die Zeit.
Manche Experten bezweifeln diese Theorie und vermuten, dass sich der Name eher vom Ziel des Spieles ableitet. Als Sieger geht nämlich hervor, wer als erstes 66 Punkte erreicht. Wie dem auch sei, die Paderborner sind überzeugt davon, dass ihre Vorfahren Sechsundsechzig erfunden haben. Eine Gedenktafel an der Adresse Eckkamp Nummer 66 erinnert bis heute an dieses denkwürdige Ereignis.
Fakt ist allerdings, dass ein Spiel mit ähnlichen Regeln schon im Frauenzimmer-Lexicon beschrieben wird. Es wurde im Jahr 1715 von Gottlieb Siegmund Corvinus, einem deutschen Juristen und Schriftsteller, geschrieben. Der Johann Friedrich Gleditsch Verlag veröffentlichte es und hab als Autor das Synonym Amaranthes an. Hier ist ein Kartenspiel mit Namen Mariage erwähnt (es leitet sich vom französischen Wort für Hochzeit ab).
Der Spielverlauf von Sechsundsechzig kurz erklärt
Für eine Partie Sechsundsechzig benötigen Sie ein Set mit 24 Karten. Gespielt wird mit folgenden Figuren:
- Neun (zählt 0 Punkte)
- Zehn (zählt 10 Punkte)
- Bube (2 Punkte)
- Dame (3 Punkte)
- König (4 Punkte)
- Ass (11 Punkte)
Zu Beginn des Spiels wird der erste Geber bestimmt, der die Karten gründlich durchmischt. Danach bekommt jeder Spieler sechs Karten. Die nächste Karte wird offen auf den Tisch gelegt. Sie bestimmt die Trumpffarbe der Runde. Die anderen Karten werden mit der Oberseite nach unten danebengelegt.
Danach gliedert sich jede Partie Sechsundsechzig in zwei Phasen: Zunächst legt der Spieler, der nicht gegeben hat, eine Karte auf den Tisch. Der Gegner versucht, diese Karte zu „stechen“. Das passiert, wenn er eine Karte in derselben Farbe mit einem höheren Wert besitzt.
Auch mit einer beliebigen Karte in der Trumpffarbe lässt sich ein Stich machen. Hat ein Spieler weder die ausgespielte Farbe noch einen Trumpf in der Hand, muss er eine beliebige Karte ausspielen und der Stich geht an den Gegner.
Während dieser Phase gilt immer Farbzwang vor Stichzwang: Hat man die ausgespielte Farbe in der Hand, darf mit einer Trumpfkarte nicht gestochen werden. Zwischendurch heben Spieler immer wieder eine Karte vom Talon ab, bis dieser aufgebraucht ist.
Dann beginnt die zweite Phase des Spiels. Jetzt müssen Spieler unbedingt die ausgespielte Farbe wählen. Besonders viele Punkte gibt es für eine „Hochzeit“. Das bedeutet ein Spieler hat König und Dame von einer Farbe in der Hand. Generell zählen Hochzeiten 20 Punkte, jene in der Trumpffarbe sogar 40 Punkte.
Das Spiel endet, wenn der erste „Aus“ sagt. Das bedeutet, man hat 66 Punkte bei seinen Stichen erreicht. Selbst wenn der Gegner mehr Punkte hat, gewinnt der Ansager. Es lohnt sich also, regelmäßig die Punkte zusammenzuzählen und aktiv mitzurechnen. Dabei sollten allerdings keine Fehler passieren.
Wer „Aus“ sagt und doch keine 66 Punkte erreicht hat, schenkt dem Gegner nämlich zwei Gutpunkte. Haben Sie ein so gutes Blatt, dass es ihrem Gegner nicht gelingt einen einzigen Stich zu machen, schreiben Sie mit drei Gutpunkten an. Meistens wird jeweils auf sieben Gewinnpunkte gespielt. Wie viele Runden Sechsundsechzig Sie spielen, machen Sie entweder vorher aus oder treffen die Entscheidung ganz spontan je nach Zeit und Laune.
Die Abrechnung von Sechsundsechzig
Die Abrechnung folgt indem, dass der Verlierer die Augen seiner Stiche zusammenzählt:
- Hat er mehr als dreiunddreißig Augen, erhält der Gewinner eine Spielmarke.
- Hat er weniger als dreiunddreißig Augen, erhält der Gewinner zwei Spielmarken.
- Hat er keiner Stich bekommen, so erhält der Gewinner drei Spielmarken.
- Hat der Spieler, der aus gesagt hat sich verrechnet und keine sechsundsechzig Augen erreicht, so ist er der Verlierer und der andere Spieler bekommt drei Spielmarken.
Fazit – Kartenspiele punkten mit vielen Vorteilen
In der heutigen Zeit sind die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung so groß wie nie zuvor. In nahezu jedem Haushalt gibt es einen Fernseher, auch Laptops, PCs und Smartphones sorgen für Unterhaltung. Doch diese elektronischen Geräte haben gegenüber dem Kartenspiel einen entscheidenden Nachteil: Meistens beschäftigt man sich mit ihnen alleine.
Gerade Senioren leiden ohnehin oft an Einsamkeit. Der Partner ist möglicherweise schon verstorben und etwas alleine zu unternehmen macht wenig Spaß. Noch dazu kommen bei der älteren Generation körperliche Einschränkungen, die jeden Ausflug zu einer Herausforderung machen.
Eine gesellige Runde mit einem Kartenspiel kann jedoch in den eigenen vier Wänden stattfinden. Dazu reichen ein paar Freunde, Nachbarn oder Verwandte. Einer der weiteren Vorzüge von Kartenspielen ist, dass sich daraus auf ganz natürliche Weise ein Gespräch entwickelt.
Selbst wenn Sie Ihre Spielpartner noch nicht lange kennen, bei einem Kartenspiel ergibt der Spielverlauf Gesprächsstoff. Außerdem überbrücken Kartenspiele Unsicherheiten in sozialen Kontakten. Wenn Sie sich lieber zu Hause zurückziehen und zu depressiven Verstimmungen neigen, können Kartenspiele dabei helfen die trüben Gedanken zu verderben.
Kartenspiele wie Sechsundsechzig sind außerdem eine Unterstützung für Stressgeplagte. Denn auch immer mehr Senioren leiden unter Stresssymptomen wie Schlafstörungen, Nervosität oder Kreislaufproblemen mit unbekannter Ursache.
Beim Kartenspielen kommen Sie auf andere Gedanken und brechen zumindest für einige Zeit aus dem vielzitierten Hamsterrad aus. Sie konzentrieren sich ganz auf Ihr Blatt und Ihre Sorgen treten in den Hintergrund.
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